15.12.16:
Morgens verlassen wir unser Paradies und besuchen als erstes den Jozani Forrest, den letzten zusammenhängenden Urwald auf Sansibar. Die früheren kostbaren Waldbestände wurden alle für den Schiffsbau, die Möbelproduktion und den Export gerodet. Hier sieht man noch riesige Mahagonibäume und Ficus. Eine weitere Attraktion sind die Colobus-Affen, auch rote Affen genannt, wegen ihres roten Rückenfells. Wir sehen nur die Weibchen aus der Nähe, was zwar auch nett ist, aber die Männchen hätten die lustigeren Gesichter, mit ihren prächtigen weißen Barthaaren. Es gibt auch schwarze Affen, Schmetterlinge und Landkrabben….und tropische Regenschauer, was bei diesen Temperaturen aber kein Problem ist. Im Anschluss wandern wir durch die Mangroven und lernen, dass es viele verschiedene Mangrovenbäume gibt, z.B. den weißen Mangrovenbaum, aus dessen Rinde ein roter Naturfarbstoff gewonnen wird. Wenn man sich sehr leise nähert, sieht man auch die schwarzen Krabben mit ihren roten Scheren. Aber meistens verschwinden sie flink wieder in ihren Erdlöchern. Natürlich steht auch eine Gewürzplantage auf dem Programm und unser Führer ist recht beeindruckt, dass wir die meisten Pflanzen problemlos erkennen. Die Lippenstift-Frucht kannten wir allerdings auch noch nicht. Sie enthält stark färbendes rotes Fruchtfleisch, das tatsächlich als Lippenstift benutzt wurde. Nach der Obstverkostung und einem neuerlichen Regenguss, fahren wir Richtung Stone Town. Unser Hotel verströmt kolonialen Charme und wir bekommen ein hübsches Zimmer mit großem Eckbalkon – eigentlich eine Terrasse mit 4 Stühlen, 2 Tischen und einer Hängematte. Der Blick aufs Meer, den Pool und den Sonnenuntergang ist auch mit dabei. Aber zuerst machen wir noch einen Spaziergang durch das historische Stone Town. In den Reiseführern findet man blumige Umschreibungen, vom Eintauchen in die orientalische Vergangenheit ist die Rede. Ich sehe in erster Linie Häuser, die dem Verfall preisgegeben sind, viele arme Menschen und Dreck. Ich bin ja schon phantasiebegabt, aber da fehlt mir jetzt echt die romantische Sichtweise. Einige Häuser – meistens Hotels – sind einigermaßen in Schuss und es gibt auch noch die tollen alten Holztüren, aber sonst…? Die anglikanische Kirche, die auf dem ehemaligen Sklavenmarkt errichtet wurde ist sehr schön (dahinter leider wieder lauter Unrat). Hier findet man auch das „Slave Monument“, das an die Sklaverei erinnert. Von hier aus wurden Menschenmassen aus ganz Afrika in die Sklaverei verkauft, als Arbeiter auf den Gewürzplantagen oder den Dattelplantagen im Oman. Portugiesen, Engländer, Araber kämpften abwechselnd um die Macht. Erst um das Jahr 1900 wurde der Menschenhandel endgültig unterbunden. Nach jahrhundertelanger Fremdherrschaft fand 1964 die Revolution statt. Die Landfläche wurden auf die Bevölkerung verteilt oder verstaatlicht, die Hausbesitzer enteignet und in die prächtigen Kaufmannsvillen zogen die Arbeiter ein. Aber wie schon in anderen Ländern, war das ja auch keine Lösung. Die Häuser verfielen, die Wirtschaft kam nicht in Schwung und der Ausverkauf begann. Antike Möbel und Türen wurden verscherbelt, die Bausubstanz – wenn überhaupt – stümperhaft „renoviert“ und die DDR stellte Plattenbauten auf, heute noch als „german houses“ bezeichnet. Viele Leben mittlerweile vom Tourismus, was sich auch im ganzen Land auf die Preise niederschlägt und ich frag mich schon, wo das ganze Geld hingeht, denn der Großteil der Bevölkerung lebt eher in ärmlichen Verhältnissen. Die Korruption wird allseits beklagt. So bin ich nach meinen ersten Eindrücken nicht wirklich begeistert und wir marschieren zurück ins Hotel. Nach einem erfrischenden Sprung in den Pool, sitzen wir auf der Dachterrasse, schauen aufs Meer und genießen herrliche Meeresfrüchte…das sind echt zwei Welten.