12.12.21
Langsam gewöhne ich mich ans früh aufstehen und wir starten auch pünktlich als erste Passagiere in einem Kleinbus im Dunkeln zu unserem Ballon-Abendteuer. Zuerst müssen wir anscheinend noch andere Teilnehmer aufpicken und wir halten vor der „Bloody Mary“…und dann sind wir sehr erstaunt, denn es kommt ein Ehepaar, das bereits mit im Bus nach Abu Simbel war, gefolgt von Rudi…über den habe ich noch nichts geschrieben, aber da ich heute Zeit habe, kommt hier die Vorstellung von Rudi: Als wir – wie zuvor schon beschrieben – im Bus nach Abu Simbel saßen, war in der Reihe vor uns ein Mann der viel fotografierte….da wir direkt hinter ihm saßen und direkt auf das Display seiner Kamera sehen konnten, waren wir über die Motivauswahl schon sehr erstaunt…..Rudi fotografierte den Gang im Bus, die Straße vor dem Bus, mit Zoom den Rückspiegel des Fahrers, seine Armbanduhr mit Uhrzeit, leere Sandflächen aus dem Busfenster…usw., als der Reiseführer zu uns kam, hielt ihn Rudi auf und am Gesichtsausdruck des Guides konnte man erkennen, dass das nicht das erste Mal war, dass Rudi etwas genau wissen wollte….! Als wir dann ausstiegen, fing Rudi sofort an, allen umstehenden Händlern Süßigkeiten und Schokolade anzubieten, auch unserem Reiseführer wollte er etwas in die Hand drücken…der reagierte aber mit: „Rudi iss Deine Sachen doch einfach selbst“….ab da wussten wir wer Rudi war und erfuhren von den anderen Reiseteilnehmern, dass Rudi auch immer auf die meist schwer bewaffneten Polizisten bei allen Sehenswürdigkeiten zusteuerte und sich alle schon sorgen machten, dass es mal ein Unglück gibt. Rudi war also allein reisend, sehr speziell und nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber immerhin hat er es bis Ägypten geschafft. Mit diesem Hintergrund rechneten wir also nicht mit Rudi zur Ballonfahrt und haben uns vorher noch darüber kurz unterhalten….was dann umso lustiger war, als Rudi etwas gehetzt und derangiert auftauchte….er hatte verschlafen und war ziemlich schlechter Laune, was er auch deutlich gegenüber dem Betreuer im Bus kundtat…allerdings auf deutsch, denn englisch konnte er nicht und so blieb unseren Einheimischen der Grund für den Unmut verborgen. Wir beschlossen ihn zu ignorieren, mussten dann aber übersetzen, als es zu der Sicherheitseinweisung in englisch kam….dann machte er lustige Bemerkungen über Ballonabstürze und langsam ging er uns echt auf die Nerven. Wir mussten mit einem Boot über den Nil und uns wurde Kaffee, Tee und Kekse angeboten, was wir dankend ablehnten….nur Rudi hatte eine Tüte dabei, in die er alles einpackte…als wir an der anderen Uferseite ankamen, warteten wieder Kleinbusse auf uns….allerdings waren das mindesten 20 Stück…wir gingen davon aus, dass wir eine kleine Gruppe wären….weit gefehlt, als wir alle verteilt waren, standen sich die Fahrer gegenseitig im Weg und der einsetzende Berufsverkehr machte das Chaos perfekt….hupen hilft hier….wir kamen zum Startplatz, wo schon viele Passagiere warteten….am Start waren 18 Ballons mit jeweils ca. 20 Gästen…was für ein Auftrieb. Das Anheizen begann gegen 05.30 Uhr und dann wurde es hektisch, denn wenn der Korb steht, müssen alle flink sein. Die Ägypter beherrschen das Chaos und ruck zuck waren wir im Korb und hoben ab….welch ein grandioser Anblick….die bunten, leuchtenden Ballone in der Morgendämmerung stiegen über den Tempelanlagen auf, überquerten die umliegenden Dörfer und Felder, trieben Richtung Wüste, um dort nach ca. 50 Minuten wieder zu landen. Wir hatten Glück, Rudi war auf der anderen Seite des Korbes und ich sah nur ab und zu, wie er seine Uhr fotografierte….! Wir hatten eine sanfte Landung und warteten im Korb ab, bis die Bodenbesatzung den Ballon wieder einpackte….ganz schön anstrengend. Ein paar Kinder kamen auf Eseln angeritten, um das Spektakel aus der Nähe zu sehen und da schlug wieder Rudis Stunde…sofort packte er alle Süßigkeiten aus und verschenkte sie an die Kinder…da war er mir dann wieder fast sympathisch. Zwischen dem Lastwagenfahrer, der den Ballon aufladen sollte und unserem Kapitän kam es zu einer Auseinandersetzung und sofort bildeten sich zwei Gruppen und nur ganz knapp kam es zu keiner Schlägerei…keine Ahnung worum der Streit ging. Wir verließen unseren Landeplatz wieder mit einem Kleinbus, zurück zur Fähre, wieder in einen Kleinbus und dann waren wir gegen kurz nach 08.00 Uhr wieder am Schiff….diesmal sogar mal rechtzeitig zum Frühstück. Wir müssen sagen, dass uns die Organisation wirklich überrascht und begeistert hat, denn wir wurden – wie immer in diesem Urlaub – pünktlichst abgeholt, wir hatten weder Nummern noch Namensschilder oder eine andere Kennzeichnung…wir waren unter über 300 Leuten und wurde einfach wieder in einen Bus gesetzt und zu unserem Schiff gebracht, ohne dass uns jemand gefragt hat, wohin wir wollen…Respekt. Die Kommunikation mit dem zuständigen Reiseleitern funktionierte ähnlich gut….als wir z.B. in Abu Simbel waren und wegen der Handy-Suchaktion Verspätung hatten, kam der andere Reiseführer mit seinem Handy zu uns und sagte, dass uns Mina sprechen möchte….also so einfach geht das hier. Im Übrigen haben wir von dem Ehepaar erfahren, dass das Mädchen das Handy wieder im Bus gefunden hat…war wohl nur zwischen die Sitze gefallen…! Wir sind gespannt, ob wir Rudi nochmal treffen, aber wir gehen nicht davon aus, dass er uns Morgen nach Raz al Soma nachreist…hoffentlich!
Den Tag verbringen wir am Pooldeck, denn wir müssen unseren Schönheitsschlaf nachholen und außerdem hat uns die Nachricht erreicht, dass wir morgen schon um 05.55 Uhr abgeholt werden…ja, in Ägypten nimmt man es genau mit den Abholzeiten…06.00 Uhr wäre wahrscheinlich zu spät….egal, denn wir freuen uns schon ein bisschen auf unser tolles Hotel und vor allem aufs AUSSCHLAFEN!!!!!!!!
Ein entspannter letzter Tag auf der „Legacy“ neigt sich dem Ende zu. Ich sitze auf dem Oberdeck und lasse den Blick mal wieder über den mächtigen Nil schweifen. Immerhin übertrifft er mit über 6.600 km Länge mehrfach unseren Rhein. Die Anzahl der Schiff ist auch beeindruckend…während ich hier sitze und schreibe, liegen mindestens 16 Schiffe in Sichtweite am Ufer und 9 Schiffe sehe ich nah und fern vorbeifahren….unglaublich. Wenn Schiffe hier anlegen, dann oftmals nebeneinander, d.h. ein Schiff liegt am Anleger und die folgenden legen parallel dazu an, so dass man durch alle Schiffe durchgehen muss, wenn man außen liegt….lustig…wir waren mal das vierte Schiff ganz außen….da lernt man alle Angestellten an der Rezeption und vom Sicherheitsdienst der anderen Schiffe kennen.
Unsere Kellner am Pooldeck werden nicht müde uns Getränke zu servieren….manchmal kommen die Cocktails auch ungefragt und sie freuen sich, wenn sie unseren Geschmack treffen. Mittlerweile sind wir richtig heimisch und fast fällt mir der Abschied ein bisschen schwer…hätte ich anfangs nicht gedacht.