06.11.24
Heute sollen wir mit der „Minsk“ durch Hanoi fahren. Wir erwarten einen alten russischen Armee-Jeep und ziehen uns mal sportlich an, damit wir auch gut ein- und aussteigen können. Das erweist sich als gute Wahl, denn wir werden mit alten russischen Motorrädern abgeholt. Das ist ja mal eine Überraschung. Ich bin erst noch skeptisch, aber man kann gut aufsteigen, der Sitz ist erstaunlich bequem, ich habe eine Lehne und der Fahrer versteht sein Handwerk. So geht es los durch Verkehrsgetümmel von Hanoi. Wir lassen die Innenstadt hinter uns und fahren an den roten Fluss. Zuerst sehen wir viel Müll, die Straße wird zu einem Feldweg, vorbei an Bananenfeldern und Gemüsegärten, erreichen wir das breite Flussufer. Hier wohnen die Ärmsten der Armen auf Plateaus im Wasser, denn Land zu mieten, um dort ein Haus zu bauen haben sie nicht. Wir fahren weiter und sehen schon von Weitem die älteste Eisenbrücke von Hanoi, über die wir fahren werden. Es gibt eine schmale, steile Auffahrt und die Mopeds vor uns preschen mit Karacho nach oben und mir wir ganz anders, weil ich denke, wir machen das jetzt auch. Aber zum Glück dürfen wir vorher absteigen und zu Fuß rausgehen….unsere Mopeds kommen nach. Zeit für Fotos machen. Heute ist es für mich soweit, ich probiere den berühmten „Eier-Kaffee“ von Vietnam. Eine Erfindung des Großvaters des aktuellen Wirts…da Milch knapp war, wurde einfach Eigelb aufgeschäumt und so eine Art Cappuccino gemacht. Er schmeckt wirklich gut…ein bisschen wie flüssiges Tiramisu. Unser nächstes Ziel sind die schmalen Gassen der Altstadt mit den Märkten. Hier wird alles verkauft…was es hier nicht gibt, bekommt man angeblich nirgends. Die Fahrer zeigen was sie drauf haben und schlängeln sich gekonnt durch die engen Gassen. Dann zahlen sie etwas Geld fürs „aufpassen“, denn sonst sind die Mopeds weg und morgen als Ersatzteile auf dem Markt erhältlich. Wir setzen uns auf einen Platz und unser Guide zeigt uns, wie früher hier geraucht wurde….eine lange Holzpfeife wird mit Tabak bestückt und angezündet…wir wollen nicht rauchen und unser Guide macht es uns vor…leider ist er auch Nichtraucher und so muss er schrecklich husten…der Arme. Wir schlendern durch den Markt und sehen wie überall die üppigen Gemüse und Obststände, frische Blumen, gefolgt von Frischfleisch und Fisch auch Frösche….dann kommen leider die lebenden Tier…da mache ich mal keine Fotos…ihr könnt euch vorstellen warum. Es gibt auch Hunde zu essen, aber die sind zum Glück schon tot und sehen aus wie Spanferkel…andere Länder andere Sitten. Nun erfahren wir, dass wir als nächstes in der Trainroad halten….da wo Walter unbedingt fotografieren will, wenn im besten Fall ein Zug vorbeikommt. Entlang der Gleise stehen kleine Stühle und Tische für die Gäste der Cafés und wir nehmen Platz, direkt am Gleis. Als Vorbereitung legt unser Guide Bierflaschendeckel auf das Gleis, die werden vom Zug platt gefahren und sind dann ein Andenken, dass man hier war…lustige Idee. Als der Zug sich nähert, werden alle Tische zusammengeklappt und auf den Boden gelegt, wir müssen ganz nach hinten an die Wand und die Beine nach links nehmen….viel Platz ist nicht. Dann rauscht der Zug heran und was soll ich sagen, da ist wirklich kein Platz mehr und langsam fahren tut er auch nicht….was für ein Spektakel. Unsere platten Bierdeckel liegen im Gleisbett….wie versprochen…alles gut gegangen. Kaum ist der Zug durch, stehen die Tische wieder und der Café-Betrieb kann wieder aufgenommen werden. Was für ein tolles Erlebnis. Weiter geht es zum Mittagessen. Wir bekommen eine Auswahl an typischen Gerichten (garantiert ohne Frösche….etc.) und sitzen auf der Straße auf den üblichen niedrigen Hockern, lassen uns die Sommerrollen, das Rindfleisch mit Gemüse und den Bananenblüten-Salat schmecken und beobachten dabei das lebhafte und bunte Treiben um uns herum. Da es Mittag ist, wird heftig um die Kundschaft geworben und jedes Fahrzeug das hier entlang kommt ist sofort umringt von den Kellnern der umliegenden Lokale….etwas aggressives Marketing. Danach heißt es wieder Helm auf, aufsitzen, festhalten und los geht es Richtung Hotel. Wir verabschieden uns von unseren 3 Jungs und von Frau Pho, denn heute Nachmittag haben wir frei. Zuerst machen wir mal Pause, bevor wir uns wieder zu Fuß auf den Weg machen. Wir tauchen ein in die bunten, lauten, quirligen Straßen der Altstadt Hanois. Die Kathedrale und das einzige erhaltene Stadttor müssen wir noch finden….und fotografieren. Es gibt viel zu sehen und das überqueren der Straßen ist immer wieder ein Abenteuer und eine Mutprobe. Walter hat mir schon erzählt, dass ihn ein Bus auf dem Zebrastreifen am ersten Abend bei grün fast überfahren hätte, wenn er nicht aufgepasst hätte und heute geht es mir so….ich bin bei grün mitten auf dem Zebrastreifen und dann pfeift ein Bus um die Ecke und bremst nicht….er fährt ganz knapp hinter mir vorbei, weil ich ordentlich Gas gebe…so ein Arsch. Aber ansonsten sind wir schon ganz gut darin den Verkehr abzuschätzen und kommen nicht so leicht unter die zahlreichen Räder. Wieder am großen See setzen wir uns in ein Restaurant und genießen ein paar kühle Drinks mit Blick auf die bunten Lichter der Stadt, die sich in der Wasseroberfläche spiegeln. Vögel und Fledermäuse suchen ihre Schlafplätze auf und wir machen uns auch auf den Heimweg. Kurz vor unserem Hotel gibt es noch ein Sushi-Lokal, das wir schon ins Auge gefasst haben und obwohl es recht voll ist, bekommen wir noch einen Platz und wirklich ausgezeichnetes Essen…mal keine Garküche. Aber den immer wieder beschworenen Grundsatz „koch es, schäle es oder lass es“ beherzigen wir hier natürlich nicht, denn roher Fisch ist weder gekocht, noch geschält….aber einfach „sau guad“. Wir sind satt, zufrieden und müssen ja noch einpacken, weil es morgen um 08.00 Uhr Richtung Halong Bucht geht, wo ein Schiff auf uns wartet…wir sind gespannt.