20.11.24
Zeitig müssen wir los, denn wir wollen „hoch hinaus“…zum Bolaven Plateau. Auf ca. 1.300 Metern liegt das Kaffeeanbaugebiet von Laos. Vor 100 Jahren haben die Franzosen den Kaffee nach Laos gebracht und das schauen wir uns heute an. Nach ca. 1,5 Stunden Fahrzeit treffen wir unseren „Local Guide“ an einem Laden an der Straße. Hier stehen schon einige alte Militär-Jeeps bereit, um uns in unwegsames Gelände zu bringen, denn hier sind die Nebenstraßen ungeteert und staubig. Mr. Cham Song stellt sich vor und er ist der Chef der ganzen Plantage, die wir heute besuchen. Wir haben eine VIP Tour, denn wir dürfen in den offenen Jeep und der Chef persönlich begleitet uns und gibt dem Fahrer Anweisungen. Gesichtsmasken bekommen wir auch und als der erste Gegenverkehr kommt ist uns auch klar warum….es staubt wie verrückt. Nach kurzer Fahrt erreichen wir den ersten Wasserfall und klettern auf die Steine, die vor uns im Wasser liegen. Herrliche Landschaft, viele riesige gelb blühende Stauden säumen das Ufer und wir verweilen in dieser Idylle, bevor wir uns zu Fuß zum nächsten Wasserfall auf den Weg machen. Lange brauchen wir nicht und wir hören schon das Rauschen….wunderschön stürzen die Wassermaßen ca. 12 Meter in die Tiefe…..im klaren Wasserbecken spiegeln sich die Wolken und der blaue Himmel. Wir sind ganz allein mitten in dieser wundervollen Natur. Herr Cham Song macht uns darauf aufmerksam, dann gleich nebenan noch ein Wasserfall ist und wir waten durchs Wasser….schon sehen wir die nächsten Cascaden in die Tiefe rauschen. Das Wasser ist glasklar und angenehm kühl. Als wir am Jeep zurück sind, kommen weitere Gäste mit anderen Fahrzeugen und der „Chef“ erzählt uns, dass er diese Gruppen nicht begleitet, weil es sich extra für uns Zeit genommen hat, weil die Agentur im mitgeteilt hat, dass ein leidenschaftlicher Fotograf kommt….also doch eine VIP-Tour. Der Chef übernimmt den Jeep, bittet mich einzusteigen…Walter soll der Kamera bereithalten und schon gibt er Gas und fährt mit uns direkt ins Wasser….die Gischt spritzt, der Wasserfall kommt immer näher…unsere Füßen werden nass….verrückt und lustig. Wir sind jetzt ein Fotomotiv für die beiden Gruppen die nach uns gekommen sind….er bitten uns im Jeep auf die Sitze zu steigen, damit Walter uns auch fotografieren kann, während wir mit dem Fahrzeug im Wasser stehen. Weiter geht es durch unwegsames Gelände…tiefe Spurrillen in der roten Erde machen die Fahrt zu einem wilden Ritt, aber unser junger Fahrer gibt sein Bestes….wahrscheinlich auch weil sein Chef mit im Jeep sitzt. Die Landschaft ist eine Augenweide….der nächste Stopp ein flacher See in dem ein Ehepaar mit Keschern Fische fängt, während die kleine Tochter am Ufer sitzt zusieht. Kirschbäume blühe am Ufer, im Hintergrund die bewaldeten Berge, gelbe Blumen, der Wind weht….nichts als Natur, Ruhe und Frieden. Die Wolkenstimmung verändert sich ständig und so mache ich immer wieder Fotos, bis ich mich entscheide mich einfach auf einen Stein zu setzen und die Szenerie auf mich wirken zu lassen….Natur-Meditation. Als Walter mit Cham Song den See umrundet hat, fahren wir weiter durch die Plantagen, begegnen fleißigen Kaffeepflückern, bis uns ein Traktor den schmalen Weg versperrt. Umfahren ist nicht möglich und so müssen wir warten bis alle Pflücker auf dem Fahrzeug sitzen und der Fahrer den Motor startet….wir trauen unseren Augen nicht…das Fahrzeug hat keinen Starter, sondern muss mit der Hand angekurbelt werden….das voll beladene Gefährt holpert an uns vorbei…der Weg für uns ist wieder frei. Unterwegs halten wir und pflücken reife Guaven vom Baum, die wir sofort verspeisen. Die Mittagspause bringt uns zur „Mystique Mountain Coffee Farm“ von Mr. Cham Song. Seine Frau hat gekocht und so bekommen wir eine scharfe Kürbissuppe, Hühnchen mit ChuChu (ein Gemüse, das wir hier schon gesehen, aber noch nie gegessen haben) und Hühnchen süß-sauer….alles mit Reis. So gestärkt werden wir in die Praxis des Kaffeeröstens eingeführt….der Chef persönlich erklärt uns alle Schritte und zeigt stolz die Funktionsweise seiner selbstgebauten Maschine. Tatsächlich röstet er 5,5 Kilogramm Kaffee, den wir dann danach verkosten können. Da der Röstvorgang ca. 45 Minuten in Anspruch nimmt, wandern wir bergauf durch seine Plantage und genießen eine 360 Grad Blick in die grandiose Landschaft. Wir kommen gerade rechtzeitig zurück, als er die Trommel öffnet und den frisch gerösteten duftenden Kaffee entnimmt. Ich koste die warmen Kaffeebohnen….toll. Jetzt dürfen wir den Kaffee noch in flüssiger Form verkosten und bekommen sogar noch eine Tüte frische Bohnen geschenkt….“for christmas“ wie Mr. Cham Song augenzwinkernd sagt. So eine tolle Tour….und sie ist noch nicht zu Ende. Wir verabschieden uns vom „Chef“….per Jeep geht es vorbei an einem typischen „Laven“-Dorf….nach diesem Volksstamm ist auch die Hochebene benannt. Wir steigen aus um durch das Dorf zu spazieren und sind erstaunt in welch einfachen Verhältnissen die Menschen hier leben. Holzhäuser auf Stelzen – wie wir sie schon in Vietnam gesehen haben – darunter Brennholz, Hühner, Hunde und was sonst noch „aufbewahrt“ werden muss. Die Kinder haben ein kleines Spielfeld in die Erde gezeichnet, in der Mitte liegen ein paar Gummiringe und darauf wir jetzt mit FlipFlops gezielt….wer gewinnt wissen wir nicht….aber es scheint Spaß zu machen….sie lachen und schauen uns schüchtern und interessiert an und wahrscheinlich sind wir heute die Attraktion des Tages. Gleich am Dorfrand plärrt laute Musik aus riesigen Lautsprechern….es ist ein kleines Volksfest, bestehend aus einer aufblasbaren Rutsche und einem Stand mit buntem Plastik-Spielzeug. Avocadobäume tragen Früchte und Blüten gleichzeitig, Wäsche hängt über dem Zaum zum trocknen….das ganze Dorf scheint für uns aus der Zeit gefallen. Mit diesen Eindrücken fahren wir weiter….Wasserbüffel ziehen alleine Richtung Stall, Ziegen grasen am Straßenrand, wenn ein größeres Fahrzeug entgegenkommt setzen wir wieder die Masken auf, weil es staubt…überhaupt sind wir unendlich dreckig, aber das gehört irgendwie eben auch dazu. Am späten Nachmittag erreichen wir dann wieder eine Überlandstraße und unser eigentliches Fahrzeug….nochmal 1,5 Stunden bis zum Hotel. Den großartigen Sonnenuntergang erleben wir leider auf der Rückfahrt, aber der Tag ist jetzt halt zu Ende. Es ist schon lange dunkel, als wir das Hotel erreichen und wir gehen im Prinzip mit all unseren Klamotten unter die Dusche, denn so können wir sie nicht einmal in die Schmutzwäsche geben…..was für ein toller Tag.