05.11.25:
Mittags geht es mit dem Auto Richtung Flughafen München. Kurz bevor wir ankommen bekommen wir die Mitteilung, dass unser Flug nach Lissabon 30 Minuten Verspätung hat…kein Problem, wir haben noch immer 3 Stunden Umsteigezeit in Lissabon….am Check-in sagen sie uns dann, dass der Flug nochmal 1 Stunde später geht….dann nochmal Push-Meldung wieder später….ich schreibe mal Frau Ammann – die uns den Flug gebucht hat – dass die Zeit in Lissabon vielleicht knapp werden könnte, da unsere ursprüngliche Route Wien-Lissabon-Rio ja schon umgebucht wurde, weil die Umsteigezeit von unter 2 Stunden zu knapp ist. Momentan wären wir auch schon bei weniger als 2 Stunden. Frau Ammann meint, dass alles noch passt, ich sie aber über WhatsApp auf dem Laufenden halten soll. Als ich in die TAP App reinschauen, wird der Flug von Lissabon nach Rio nicht mehr angezeigt…ich gebe mal Bescheid und dann bekomme ich die Nachricht, dass TAP Air den Flug nach Rio gestrichen hat, wegen eines Unwetters in Portugal. Frau Ammann reserviert uns gleich mal Plätze für den nächsten Flug – morgen früh um 8.00 Uhr. Wir sind mittlerweile am Abfluggate und fragen mal nach….die wissen noch garnicht, dass der Rio-Flug storniert ist und wenn wir um 19.15 Uhr abfliegen wollten, sollten wir jetzt langsam einsteigen, aber da passiert nichts. Dann kommt zeitgleich mit einer neuen Nachricht die Durchsage, dass auch der Flug nach Lissabon ausfällt und wir zum Service-Schalter gehen sollen, wegen einer Umbuchung. Wir stellen uns in die lange Schlange an den mit einer Person besetzten Service-Schalter. Jetzt teilen wir uns auf….Walter hält die Stellung und ich gehe in die Lufthansa Lounge und frage mal nach Unterstützung…die raten mir abzuwarten, da TAP Air die Umbuchung in der Regel automatisch vornimmt….ich bin skeptisch, aber was bleibt uns anderes übrig. Zurück bei Walter stelle ich fest, dass sich keinerlei Fortschritt abzeichnet und wir sind gespannt wie lange das dauert. Frau Ammann schreibt, dass es für den neuen Flug ab Lissabon keine passende Verbindung ab München gibt….super! Dann schreibt sie uns, ob wir einverstanden wären, wenn wir morgen früh mit Air France über Paris nach Rio fliegen würden….ja klar….besser als nichts. Dann bekomme ich die neue Flugtickets per WhatsApp und auch TAP Air schickt mir eine Nachricht mit der neuen Route. Ich informiere die Reiseagentur über die Änderung, denn wir werden ja am Flughafen abgeholt. Um die Zeit ist zwar keiner mehr im Büro, aber ich hoffe, dass es morgen früh für eine Umbuchung noch ausreicht. Jetzt brauchen wir noch ein Hotel, denn der Flug geht erst Morgen um 6.50 Uhr…..den Hotelgutschein bekommen wir am Serviceschalter….da sind ja auch nur ca. 70 Personen vor uns in der Schlange…..jetzt halte ich die Stellung und Walter zieht los…10 Minuten später ruft er mich an, dass es jetzt sowohl einen Hotelgutschein und die Boardingpässe für den morgigen Flug hat…ich soll zum Ausgang kommen. Angeblich wird sogar unser Gepäck umgebucht und gleich nach Rio gesandt…gut. Nach nochmaliger telefonischer Rücksprache treffen wir uns beim Terminal 2 und suchen jetzt den Shuttle zum Hotel. An der Haltestelle 11 stehen Busse, die fahren aber nicht zum Hotel Atomis…..wir fragen uns durch….angeblich kommt hier aber der Shuttle….irgendwann. Ich rufe im Hotel Atomis an und erfahre, dass wir noch ein bisschen warten müssen und dann kommt tatsächlich ein Kleinbus, der uns ins Hotel bringt. Dort könnten wir sogar noch etwas essen, aber es ist jetzt schon 20.30 Uhr und uns ist der Appetit vergangen. Wir nehmen noch Getränke mit aufs Zimmer und eine Zahnbürste….dann ist Ruhe.
06.11.25
Um 05.00 Uhr fährt uns der Shuttle zum Flughafen, das angebotene Frühstück in einer Papiertüte lehnen wir dankend ab. Mittlerweile haben wir per mail auch den Bestätigung bekommen, dass unsere Koffer nach Paris fliegen…von Rio steht nichts drin….wir fragen am Schalter nochmal nach…doch ja….unsere Koffer kommen nach Rio….das wäre schön. Der Flug nach Paris geht pünktlich und so hoffen wir im zweiten Anlauf nach Rio zu kommen, obwohl natürlich der erste Urlaubstag im Eimer ist, denn anstatt morgens um 06.30 Uhr landen wir jetzt 12 Stunden später in Rio…das ist schade. In Paris angekommen müssen wir das Terminal wechseln…das macht man mit einem selbstfahrenden Zug…geht ganz flott, auch wenn die Wege weit sind. Interessanterweise taucht unser Flug dann auf den Anzeigetafeln nicht mehr auf und wir sind verwirrt….bekommen aber die Auskunft, dass wir zu Gate L 34 müssen. Leider funktioniert unsere Bordkarte nicht am Automaten und wir werden angewiesen zurück zum Kundenservice zu gehen und sie gegen einen neuen von AirFrance ausgestellten Pass zu tauschen….am Gate 4 werden wir zu Gate 6 geschickt, die verweisen wieder auf Gate 4….jetzt reicht es aber und wir beschweren uns mal richtig….das zeigt Wirkung und wir bekommen neue Bordkarten. Neuer Versuch und jetzt kommen wir an der Schranke auch weiter…die Sicherheitskontrolle wartet noch auf uns. Im Gegensatz zu München müssen wir hier wieder alles auspacken…jede Kamera, Laptop usw…..aber dann sind wir unserem Ziel ganz nah. Wir holen uns noch Kaffee in der Lounge und eigentlich hätte ich jetzt gerne ein Glas Champus, aber den gibt es erst am 11.00 Uhr und da sitzen wir ja schon im Flugzeug. Die Boeing 777-300 wird bestiegen und dann warten wir auf den Abflug…und warten…nach einer Stunde erfahren wir, dass wir technische Probleme haben und sich der Abflug verzögert….es ist zum verzweifeln. 2,5 Stunden und den erste Film später geht es endlich los….jetzt nur noch 11 Stunden und wir sind schon an Ziel. Gut dass man vorher nicht weiß was einen erwartet, denn sonst wäre die Vorfreude gleich vorbei. Wir hoffen inständig, dass es bald besser läuft und wir endlich in Rio ankommen….im besten Fall auch unsere Koffer. Nach einem Actionfilm, einem Spionage Thriller, „Mission impossible“ und einer amerikanischen Liebeskomödie muss ich mal Zeitung lesen, bevor alle Gehirnzeller absterben….und dann hat auch der längste Flug ein Ende und wir landen gegen Mitternacht in Rio de Janeiro. Sobald die Türen sich öffnen sprinten wir Richtung Einreiseschalter, denn erfahrungsgemäß wird der Schnelle mit einer kurzen Wartezeit belohnt. Der Flughafen ist riesig und wir folgen ca. 15 Minuten im Schweinsgalopp der Beschilderung…nach der langen Sitzerei tut Bewegung wirklich gut. Leider sind im Flugzeug keine Einreiseformulare verteilt worden und ich befürchte, dass wir den Wisch in der Warteschlange freihändig ausfüllen müssen….wo wir doch im Flugzeug alle Zeit der Welt gehabt hätten. An den Einreiseschaltern sind schon lange Reihen an Absperrbändern für den erwarteten Ansturm aufgestellt, aber wir sind tatsächlich bei der ersten 15-20 Personen und gleich ganz vorne….oh Wunder nirgends liegen Formulare…wir werden innerhalb von 2 Minuten zur Ausweiskontrolle gewunken, der Beamte fragt, ob wir Touristen sind…jawoll…dann Stempel in den Ausweis und fertig. Das war die schnellste Einreise in ein nicht-EU-Land an die ich mich erinnern kann…ab jetzt läufts! Zur Gepäckausgabe ist es nicht weit und ich spreche noch einen Mann an, der mir schon in München aufgefallen ist, weil er im gleich Hotel übernachtet hat und auch im Flughafen Paris das „Tam-Tam“ mit der Bordkarte hatte….und ich hatte recht…es ist ein Apotheker aus Freilassing, der dieselbe Odyssee hinter sich hat wie wir…so klein ist die Welt. Während wir uns unterhalten, kreisen die ersten Koffer auf dem Gepäckband und schon purzeln unsere zwei auch daher….genial. Zum Exit und dann sehen wir schon eine Frau mit unseren Namen auf einem Schild, die sich als Margo vorstellt, gut deutsch spricht und uns mit dem Fahrer Tiago in 20 Minuten zum Hotel Porto Bay an die Copacabana bringt. Sie erzählt, dass heute Morgen Verkehrschaos war und sie 3,5 Stunden vom Flughafen in die Stadt gebraucht haben…das ist uns jetzt wenigstens erspart geblieben mit unserer verspäteten Ankunft. Wir checken ein, bekommen einen Begrüßugssekt, bringen unsere Koffer ins Zimmer, das einen tollen Ausblick auf Strand und Meer hat…erste Reihe Copacabana…so hab ich mir das vorgestellt. Dann fahren wir in den 20. Stock zur Dachterrasse, bestellen unseren ersten Caipirnha, essen einen Ceviche (roher Fisch…..man soll ja nichts essen, was nicht gekocht oder geschält ist)…wollen gleich mal sehen, ob jetzt unsere Glückssträhne anhält….genießen den Ausblick und freuen uns auf das Bett. Um 23.00 Uhr Ortszeit fallen wir in die Kiste…zu Hause ist es 4 Stunden später…also 3 Uhr morgens….da darf man schon müde sein. Morgen um 08.30 Uhr holen uns Margo und Tiago ab und wir sind schon gespannt auf Rio de Janeiro.
07.11.25
Ausgeschlafen starten wir mit einem Frühstück mit Blick auf Meer, Strand und Palmen. Margo und Tiago stehen bereit und unser erstes Ziel ist eines der Wahrzeichen der Stadt der „Corcovado“ auf 710 Metern. Mit einer schweizer Zahnradbahn erklimmen wir den Berg, wobei wir immer wieder warten müssen, wenn von oben „Gegenverkehr“ kommt. Durch üppiges, tropisches Grün mit tollen Aussichten auf die 7-Millionen-Einwohner-Stadt Rio brauchen wir ca. 20 Minuten bis wir auf dem Gipfel sind. Der letzte Anstieg zur Christus Statue (38 Meter hoch) führt über Treppen. Kleine Affen springen in den Bäumen von Ast zu Ast und beobachten die zahlreichen Touristen. Und dann heißt es sich durch den Pulk von Besuchern einen Weg zu bahnen, wenn möglich nicht in Selfies reingrätschen….was unmöglich ist….und jede Lücke am Geländer der verschiedenen Aussichtsplattformen zu nutzen, um die grandiose Aussicht auf die Stadtstrände zu genießen. Wir können uns nicht satt sehen und auch wir machen natürlich Selfies….ohne geht es anscheinend nicht. Lustig ist es schon zu beobachten, was die Leute so alles anstellen um das „perfekte“ Erinnerungsfoto zu schießen….da wird den Affen sicher auch nicht langweilig. Zurück geht es natürlich auf wieder mit der Bahn. Tiago lädt uns ein und wir steuern die nächste Attraktion an…den Zuckerhut. Mit 384 Metern Höhe zwar niedriger als der Corcovado, aber durch sein Aussehen und die Lage nicht weniger beeindruckend. Wir haben bereits Tickets für das Zeitfenster von 11-12.00 Uhr und so sind wir relativ zügig in der großen Seilbahngondel, die uns in zwei Etappen an Ziel bringt. Schon von der Mittelstation ist die Aussicht auf die Strände, die Inseln, die Boote und den Zuckerhut Hammer. Ganz oben angekommen, kann man von verschiedenen Ebenen den Blick schweifen lassen und die Besucher verteilen sich viel besser auf dem Gelände, sodass man mehr Muße und Ruhe hat alles auf sich wirken zu lassen. Es gibt natürlich auch Souvenirläden, Cocktailbars, Eisläden, Cafés und Restaurants….in eines kehren wir ein, weil man auf der Terrasse sitzen, Caipirinha schlürfen und auf die Copacabana schauen kann….besser geht es nicht. Völlig zufrieden mit unserem Programm „gondeln“ wir wieder nach unten und treten die Rückfahrt zum Hotel an. Eigentlich stände jetzt eine Einkehr in eine Churrascaria auf dem Plan, aber wir haben auf dem Zuckerhut ein paar Garnelen verdrückt und Margo bietet uns an, dass wir auch später noch dorthin gehen können. So besuchen wir das typisch brasilianische Lokal, das gleich ums Eck vom Hotel liegt und reservieren für 17.00 Uhr einen Tisch…bis dahin haben wir sicher wieder Hunger. Wir verabschieden Margo, die uns morgen wieder begleiten wird und machen eine kurze Pause im Hotel, denn mein Handy braucht dringend Strom und meine Füße eine kleine Pause, bevor wir unseren ersten Spaziergang entlang der Promenade der Copacabana machen. 2 Stunden später spazieren wir an der Promenade entlang und es ist Freitag abends….das Wochenende wird eingeläutet…Strand- und Straßenhändler bieten ihre Waren an, an den Strandbars wird gegrillt und gemixt….Caipirinhas für 2 Euro als „promocion“….hier könnte man astrein versumpfen…heute noch nicht! Zurück laufen wir am Strand….überall rote Flaggen aufgehängt….schwimmen bei der Brandung auf eigenes Risiko. Angesichts der aktuellen Temperaturen (Luft 22 Grad, Wasser 20 Grad) hält sich unser Eifer zum schwimmen in Grenzen….das gilt nicht für die „Locals“….gerne lassen sie sich von den Wellen durchspülen. Jetzt meldet sich dann der Hunger und wir holen unser Mittagessen nach. Das „Vorspeisenbuffet“ mit Salaten, Sushi, Sashimi und Antipasti würde schon völlig ausreichen…aber die Attraktion ist ja das Fleisch. So lassen wir uns von den unterschiedlichen Spießen was runtersäbeln und sind viel zu schnell satt. Es gibt Cocktails, die Nachspeisen werden als „Muster“ auf einem Tablett präsentiert…..beim besten Willen hat nichts mehr Platz, aber es war wieder ein Erlebnis. Früher als gedacht sind wir im Hotel…..aber wenn man 4 Stunden addiert ist schon lange Schlafenszeit. Gute Nacht!
08.11.25
Heute steht Santa Teresa auf dem Programm. Ein Künstler-Viertel in dem auf Margo wohnt. Zuerst besuchen wir die evangelische Kathedrale, die von außen wie eine riesige Beton-Pyramide aussieht, aber von innen durch bunte Glasfenster sehr eindrucksvoll ist. Mit der historischen Tram fahren wir nun nach Santa Teresa. Über ein sehr hohes Viakdukt geht es bergauf mit schönen Aussichten auf das Häusermeer von Rio und das Meer. Am Besten ist man dann zu Fuß unterwegs, um die vielen Kunstwerke die die Fassaden zieren in Ruhe betrachten zu können. Den schönsten Blick auf Rio hat man von einer Favela….die wir aber nicht betreten….aber die Aussicht ist toll. Wir wandern dann bergab und landen an der berühmten Treppe „Escada Selaron“ mit ihren bunten Fliesen. Hatten wir vorher die Straßen fast für uns allein, ist jetzt die Hölle los….wie auf dem Corcovado….selfie-wütige Menschenmassen, die sich in allen Positionen ablichten. Man muss es sicher gesehen haben, aber ist auch gut, wenn man aus dem Trubel wieder draußen ist. Tiago wartet im Wagen auf uns und wir entscheiden, dass wir uns beim botanischen Garten absetzen lassen….den wollen wir ja unbedingt noch ansehen. Es ist relativ viel Verkehr und nach ca. 30 Minuten erreichen wir den Jardim botanico. Als wir uns ein Ticket kaufen wollen erfahren wir, dass er heute geschlossen ist….wegen starkem Wind. Heute Nacht hatten wir ein Gewitter und es war auch recht stürmisch….aber so dramatisch hätten wir es nicht empfunden. Aber als wir im Café etwas trinken, merken wir doch dass es ordentliche Windböen hat…und es liegen auch überall Äste auf der Strasse. Wir entschließen uns Richtung Ipanema Beach zu gehen und auf dem Weg liegt auch ein tolles Sushi-Restaurant….Leblon Sushi. Wir finden es auch und haben Glück dass wir einen Platz bekommen….das Essen ist genial und so können wir gestärkt unseren Heimweg fortsetzen. Der Strand von Ipanema wurde ja schon besungen und gefällt uns gut…wir wandern am Strand entlang und genießen die Brandung, das Licht, das Meer und die schöne Stimmung. Zum Sonnenuntergang lassen wir uns dann in einer angesagte Bar mit Live-Musik nieder….beobachten das junge Party-Volk und die untergehende Sonne. Jetzt nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff und es gibt immer noch viel zu sehen. Nicht nur die vielen fliegenden Händler, die Strandbars und die vielen Caipirinha-Wagen die mit lauter Musik und Showeinlagen die Kundschaft anlocken wollen. Leider sind wir weder durstig noch hungrig und als wir dann endlich im Hotel ankommen sind wir platt, freuen uns auf eine Dusche und legen die Füße hoch.
09.11.25
Nachdem wir nochmal überprüft haben, dass wir gestern wirklich 13 Kilometer gelaufen sind, erklären sich auch jetzt unsere müden Füße. Zum Glück steht heute eine Jeeptour auf dem Programm, da wird sich das Laufen ja in Grenzen halten. Wir warten um 08.00 Uhr auf die Abholung und schreiben mal eine WhatsApp….aber mit 20 Minuten Verspätung kommt dann ein großer Jeep und wir sind die Kunden. Die geplante Tour würde uns heute in den Tijuca Forrest führen, aber leider wird uns mitgeteilt, dass der Park wegen des gestrigen Unwetters gesperrt ist…aha. Wir können aber eine Stadttour machen oder nach Santa Teresa….nein…das haben wir ja schon gesehen und auf morgen verschieben geht auch nicht, da haben wir schon mit Tiago ausgemacht, dass wir nach Nitteroi fahren. Ja, dann vielleicht eine Strandtour und in den botanischen Garten…das passt, weil der war ja gestern geschlossen. Der Guide wird das noch mit den anderen Gästen besprechen und dann geht es los. Die nächsten Gäste wollen nicht mit und stornieren, eine Amerikanerin steigt dann aber zu und so sind wir zu dritt für diesen Ausflug…passt. Wir sitzen im offenen Jeep und brettern durch die Stadt. Rote Ampeln sind kein Hindernis….die einzige Ampel an der wir einmal halten zeigt grün..wir haben das System noch nicht verstanden. Der Wind bläst ordentlich über das offenen Gefährt und schon ist Walters neue Gleitsichtbrille verschwunden….er hatte sie nur 4 Wochen. Wir halten am botanische Garten und erfahren, dass er immer noch geschlossen ist, aber um 12.00 Uhr öffnet….dann eben erst die Strände und später botanischer Garten. Fabio – unser Fahrer – gibt Gas….vorbei an kilometerlangen Stränden und wir würden uns freuen, wenn er auch mal an einem Strand stehenbleiben würde….irgendwann macht er das auch. Die Stimmung ist interessant, denn es ist dunstig, warm, sonnig, windig…irgendwie alles und die Kamera tut sich schwer ein scharfes Foto zu schießen, weil alles so diffus ist. Alle Cariocas sind auf den Beinen und joggen, fahren Rad, gehen mit den Hunden oder den Kindern an den Strand, sitzen in Bars oder flanieren….Sonntag halt. Dazu sind 3 Spuren der 6-spurigen Straße gesperrt, damit die Menschen am Feiertag ihre Strandpromenade genießen können. Kurz vor 12.00 Uhr sind wir zurück am botanischen Garten und sehen die Schlange vor der Kasse…hui…das kann dauern. Nach etwas Verwirrung, weil es plötzlich 2 Schlangen gibt und gut 20 Minuten Wartezeit, sind wir dann drin. Man merkt unserem Guide an, dass er jetzt seinen Halbtagsausflug gerne beenden würde, aber das halten wir aus…ist ja nicht unsere Schuld und er hat uns ja in den alternativen Ausflug reingequatscht. Wir überlegen kurz, ob wir noch bleiben sollen oder mit zurückfahren. Aber wir haben die Kakteen, die Orchideen, die Palmenallee und den größten einheimischen Baum gesehen und gehen davon aus, dass wir nichts mehr verpassen. Da es aber schon früher Nachmittag ist, lassen wir uns in Leblon absetzen, denn hier ist noch das „Pabu Izakaya“…ein sehr gutes japanisches Restaurant und da wollen wir eh noch hin und Hunger haben wir auch! Wenn wir nichts darüber gelesen hätten, wären wir wahrscheinlich vorbeigegangen, so unscheinbar und klein ist es….aber wir haben Platz und werden freundliche empfangen. Walter ist gehandicapt, weil er keine Brille mehr hat und wir bestellen mal was von der Tages-Tafel…denn die ist sehr groß geschrieben. Hilfe bekommen wir bei der Bestellung von einem Pärchen, das gut englisch spricht, denn der Wirt erklärt alles sehr genau, aber auf portugiesisch. Wir bekommen tolle Sushi, geflämmte Garnelen, Thunfischcarpaccio und Tempura-Garnelen…genial. Gestärkt und zufrieden wandern wir Richtung Ipanema Strand und kommen an einer Pharmacy vorbei…tatsächlich gibt es hier Lesebrillen und schon kann Walter wieder sehen. Bald steigen wir in ein Taxi, weil wir ja von gestern wissen, wie lange der Fußmarsch ist. So erreichen wir gegen 15.30 Uhr unser Hotel und nutzen jetzt mal unseren Pool im 20. Stock mit Blick auf die Copacabana….wenn nicht jetzt, wann dann??? Zeitung lesen, Caipi schlürfen, von nebenan kommen entspannte Atemgeräusch…voll Urlaub.
10.11.25
Ab 06.00 Uhr versuche ich für unsere morgigen Flüge nach Manaus einzuchecken. Zumindest habe ich die LATAM App zu Hause schon runtergeladen und personalisiert und werde erkannt…soweit so gut. Jetzt muss ich unsere persönliche Daten eingeben, weil das erst 24 Stunden vor Abflug möglich ist…also Name, Passnummer, Kontaktdaten, Notfallnummer usw…..dann auf enter und dem „Rädchen“ bei drehen zusehen….das dauert sehr lange, was ja gemeinhin kein guten Zeichen ist…und tatsächlich kommt dann eine Fehlermeldung und ich soll es nochmal versuchen…prima…alles wieder von vorne…nach 4 Versuchen bin ich um 6.45 Uhr ziemlich angepisst. Es kommt zwar ein Meldung mit Bordingpässen, aber die konnte angeblich nicht zugestellt werden…plötzlich bekomme ich eine Nachricht, dass wir für den zweiten Teil des Fluges (von Brasilia nach Manaus) eine Sitzreservierung haben….immerhin. Ich versuche es dann noch über die Homepage, aber da steht alles auf portugiesisch und das kann ich nicht. Als ich endlich die deutsche Seite finde, hilft mir das auch nicht weiter…ich gebe jetzt mal auf und warte ab. Wir gehen zum Frühstück und warten dann auf Thiago, der überpünktlich erscheint und unser heutiger Ausflug nach Niteroi kann beginnen. Durch die Stadt über die 13 Kilometerlange Brücke, die bei ihrer Fertigstellung 1974 die längste Brücke der Welt war, kommen wir nach Niteroi, das genau gegenüber von Rio liegt und früher die schmuddelige kleine Schwester war, aber jetzt immer angesagter wird…auch bei den Schönen und Reichen. Wir haben eine to-do-Liste: erst Fischmarkt Sao Pedro, dann Museum für zeitgenössische Kunst, Icarai (Nobelviertel mit Strand),Jurujuba ein Fischerdorf, die Militär-Festung (Fortaleza) und zum Schluß Parque cidade (Stadtpark)….so wir das mit Thiago besprochen und „abgearbeitet“. Der Fischmarkt ist montags nicht sehr belebt….aber einige Fischhändler haben doch geöffnet und das Angebot ist sehr umfangreich, frisch und einladend. Im erste Stock wären eigentlich Fischlokale, aber da ist um 10.00 Uhr natürlich noch nichts los und Hunger haben wir auch noch keinen. Wir fahren weiter entlang der Stadtstrände und sehen von Weitem schon das Museum, das einem Raumschiff gleicht und über der Bucht thront….der Ausblick auf Rio ist unglaublich. Leider ist auch das Museum montags geschlossen, aber dem Reiseführer entnehmen wir, das die Aussicht ein wichtiger Punkt ist, um hier anzuhalten. Ein Stück weiter kommen wir in das Fischerdorf Jurujuba…sehr idyllisch mit den bunten Häusern, den ebenso bunten Booten, die auf dem Meer schaukeln. Auch von hier hat man immer Rio mit dem Zuckerhut, dem Corcovado und der Skyline im Blick….schon beeindruckend. Unser letzter Stop soll die Militär-Festung sein….eine schmale Straße führt an der Küste entlang…es ist eine Einbahnstraße und wir müssen warten bis es grün wird und der Weg für uns frei ist. Bevor wir in das Militärgelände einfahren dürfen, wird vom Fahrer der Ausweis und das Kennzeichen kontrolliert, dann dürfen wir passieren. Wir breitet sich die Küste von Rio mit den markanten Bergen, Hochhäusern und Stränden vor einem aus und fast gefällt es uns hier besser als in Rio. Wir machen viele Fotos von alten Kanonen vor schöner Küste…die Festung ist für Besichtigungen montags geschlossen. Auf dem Rückweg wollen wir uns das nochmal von ganz oben ansehen und zum Parque cidade geht es auch durch dicht bewaldetes Gelände steil nach oben. Leider ist oben geschlossen, ob es wegen „montags“ ist oder wegen der Sturmschäden können wir nicht feststellen, aber wir hatten ja schon viele schöne Aussichtspunkte, da können wir das verschmerzen. Da auf meiner Liste auch ein Lokal steht – das Paluda – fragt uns Thiago, ob wir das noch einkehren wollen….wir schauen es uns mal an und entscheiden spontan. Ein hübsches Restaurant….es ist mittags…also warum nicht. Wir sitzen draußen und bestellen Ceviche, ein Carpaccio und teilen uns ein gegrilltes Fleisch….es ist alles vorzüglich und wir sind froh, dass wir hier gelandet sind. Thiago verrät uns, dass er noch nicht auf der Festung war und auch noch nicht in diesem Lokal, aber er findet es super. Ich lasse mit das WIFI-Passwort geben und erhalten tatsächlich die Bordkarten für uns beiden….puh…bin ich froh. Wir klären noch, dass er uns morgen um 04.30 Uhr abholt und zu Flughafen bringt, dann machen wir uns auf den Rückweg, sind zufrieden mit unserem Ausflug und lassen uns bei der Post absetzen, denn wir brauchen noch ein paar Briefmarken. Den Rückweg machen wir dann zu Fuß, denn Walter braucht noch ein neuen Kappi, weil seines verloren gegangen ist. Nachdem wir morgen weiterfliegen, setzten wir uns in eine Strandbar an der Copacabana und trinken einen Caipirinha und genießen die Aussicht. Unser Füße müssen wir auch noch ins Meer halten, aber mehr nicht, denn es ist mit 18-20 Grad recht frisch und die Brandung ist wieder heftig. Zurück im Hotel machen noch eine Poolpause, bevor wir zum Abendessen ins berühmte Copacabana Palace zum Essen gehen…..da hat Walter im „Mee“ einen Tisch reserviert…ich freue mich schon. Der Sonnenuntergang gibt zum Abschied sein Bestes und wir genießen die blaue Stunde im 20. Stock….der Verkehrslärm dringt gedämpft nach oben und mischt sich mit dem Meeresrauschen…..ein gelungener Urlaubsauftakt in Rio, nach den Startschwierigkeiten bei der Anreise.
11.11.25:
Gestern haben wir noch eingepackt…dann habe ich schlecht geschlafen, weil um 04.00 Uhr der Wecker geht und mich das immer nervös macht. Außerdem weiß ich noch nicht, wie es am Flughafen mit dem Einchecken klappt, weil da Automaten sein sollen und das ist ja bei uns in Deutschland schon eine Wissenschaft für sich. Wir fahren mit Thiago Richtung Flughafen, der Himmel wird rot und der Sonnenaufgang kündigt sich an. Zum Glück ist es der kleine Inlandsflughafen und so steigen wir aus und landen schon bei den richtigen Schaltern von LATAM. Zum Glück steht da schon eine hilfsbereite Mitarbeiterin, die uns beim ausdrucken der Gepäckbanderolen hilft und das geht recht einfach mit dem QR Code von unserem Handy….gut zu wissen für das nächste Mal. Das Gepäck wird bis Manaus durchgecheckt und ich hoffe dass alles ankommt. Die Koffer haben gut 23 Kilogramm, aber es ist alles o.k…..nur Walter muss auf Nachfrage seine Powerbank noch rausnehmen und ins Handgepäck tun. Nach der Sicherheitskontrolle gehen wir zu Gate 3 und kurz darauf wird mit dem Boarding begonnen….dann kommt ein Sicherheitsbeamter und holt Walter raus, weil er eine Batterie im Koffer hat….so ein Mist….er muss mitgehen und die Batterie aus dem Koffer entfernen…ich steige ein…was soll ich auch sonst tun. Immer mehr Passagiere steigen ein, nur der Platz neben mir ist immer noch leer….noch 20 Minuten bis zum Abflug…mir ist schon ein bisschen schlecht….ein paar vereinzelte Passagiere kommen noch und da ich in der ersten Reihe sitze, kann ich durch die offene Tür beobachten, ob Walter auch dabei ist und dann sehe ich endlich sein Hemd und er steigt als Letzter ein…Tür zu…kann losgehen. Er sagt, dass in einem Beutel wo lauter Krusch drin ist…Flaschenöffner und so Zeug…noch eine weitere Powerbank drin hatte…super…dasselbe Theater hatten wir in Laos, da dachten sie allerdings dass es mein Koffer war…ich finde das nicht lustig. Wir starten und dann beruhigt sich auch mein Magen wieder….alles ist nochmal gut gegangen. Nach 1,5 Stunden landen wir in Brasilia und unser Gate für die Weiterflug ist nicht weit weg. Da es ein Inlandsflug ist müssen wir durch keine Sicherheitskontrolle und ich gehe noch ein bisschen spazieren. Pünktlich steigen wir ein und brauchen 2 Stunden 45 Minuten nach Manaus. Die Uhren stellen wir einen Stunde zurück…wir sind jetzt 5 Stunden hinter der deutschen Zeit. Zügig stehen wir am Kofferband und sind dann sehr erleichtert, dass unsere Koffer auch den Weg hierher geschafft haben. Am Ausgang wartet Francisco auf uns und bringt uns in die Innenstadt zum Hotel Juma Opera. Obwohl die Strecke nur 13 Kilometer ist, brauchen wir recht lang, das es leider einen Unfall mit einem Mopedfahrer gab und sich alles staut. Der Mopedfahrer hat den Unfall leider nicht überlegt. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir unser Hotel und es liegt wirklich gleich gegenüber dem Wahrzeichen von Manaus…der Amazonas Oper. Vom Dach mit Pool hat hat einen tollen Blick auf den Platz mit Monument und einigen Restaurants. Zuerst gehen wir aber etwas essen, weil ohne Frühstück wird es jetzt mal Zeit. Im Hotel gibt es einen schönen klimatisierten Wintergarten, denn draußen ist es heiß und schwül…willkommen im Regenwald….ab und zu geht ein Schauer nieder…aber momentan betrifft uns das nicht. Nach dem Essen wollen wir einen kleinen Spaziergang machen. Manaus hat über 2 Millionen Einwohner und auf der Herfahrt vom Flughafen haben wir nicht viel Reizvolles entdeckt, aber die Gegend um die Oper ist ganz nett. Allerdings wird es Richtung Hafen dann doch sehr „ursprünglich“…die Straßen und Gebäude sind manchmal in einem schlechten Zustand, es geht ordentlich zu, Militärpolizei an jeder Ecke und ein Warenangebot das zwischen Kirchweihmarkt, 1-Euro-Shop und Secondhandladen wechselt. Mit Lautsprecher werden die Schnäppchen angepriesen und es ist sehr warm. Dazwischen sieht man immer wieder herrliche alten Fassaden in einem abbruchreifen Zustand. Irgendwie ist es eine Mischung aus Afrika, Karibik und Lateinamerika. Walter will noch weiter zum Hafen, aber ich gehe langsam wieder zurück, denn ich mag jetzt unter die Dusche und die Füße hochlegen. Ich komme endlich an einem Supermarkt vorbei und kaufe ein paar Fanta für Walter, weil Cola bekommt man überall. Das Angebot ist etwas seltsam…im Prinzip gibt es in der riesigen Halle alkoholfreie Getränke und ansonsten Spül- und Waschmittel…verstehe ich nicht…ist halt so. Zufällig komme ich noch an einem Havaianas-Laden vorbei und kaufe mit spontan ein paar bunte FlipFlops, besuche ein paar Souvenirläden und dann bin ich wieder im Hotel….Dusche, Füße hoch…oh wie schön. Morgen besteigen wir dann die MS Tucano und sind bis Sonntag auf dem Amazonas unterwegs. Da es kein Internet gibt folgt der nächste Reisebericht frühestens am Sonntag.
Info zu Favelas:
Wir unterhalten uns natürlich mit Margo über das Leben in Brasilien und im speziellen in Rio. Sie erklärt uns, dass das ganze Land unter Korruption leidet und sie persönlich schon seit 2022 eine Rechnung der „Stadt“ bekommen und bezahlt hat, damit die Stromversorgung modernisiert und unterirdisch verlegt wird. Bisher ist nichts passiert und sie weiß nicht wo das Geld hingeht. Wir erfahren, dass Schulpflicht besteht, aber keines er überprüft. Die Kinder aus den Favelas können in die staatlichen Schulen gehen, aber wenn die Eltern oder die meisten alleinerziehende Mutter arbeiten muss und keine Großeltern aufpassen, dann kann es halt auch passieren, dass sich die Kinder einer der zahlreichen Banden anschließen und mit 14 Jahren plötzlich bewaffnet sind. Man merkt ihr an, dass sie immer noch entsetzt über die unzähligen Toten ist, die die Polizeiaktion vor einigen Tagen gefordert hat….kann aber die Kriminalität und der Verfall ihres Landes nicht gut heißen. Die Kluft zwischen arm und reich ist riesig und Chancengleichheit ist hier sicher ein Wunschtraum…! Da sieht man wieder Deutschland mit anderen Augen….vor allem als wir ihr sagen, dass wir keine Polizeikontrollen fürchten, ohne Probleme einen Pass verlängert bekommen und auch für „normale“ Anliegen keinerlei Schmiergeld zahlen müssen, da wünscht sie sich auch „deutsche“ Verhältnisse. Als wir unseren gemeinsamen Spaziergang machen und ein paar Straßen fernab der Touristenströme sind, sehen wir die heruntergekommene Bausubstanz, die Obdachlosen, Alkohol- und Drogenabhängigen…und weiß wie gut es uns geht.








