29.11.2018
Gestern war Wandertag, heute ist Abenteuertag. Unsere längste Strecke steht bevor und viel Interessantes gibt es auch nicht zu sehen. Das Wetter ist perfektes Reisewetter, denn es ist stark bewölkt und es sieht nach Regen aus. Walter will unbedingt Briefmarken und so fahren wir nochmal schnell bei der Post vorbei. Dort hängt ja seit gestern ein Zettel an der Tür, aber ich habe gar nicht mehr gelesen was drauf steht, als ich gestern aus der Tür ging….Walter liest es: „no stamps untill friday“….also bis morgen wollen wir auch nicht auf die Briefmarken warten und wir starten durch. Der größte Teil unserer Strecke ist die berühmte „Ruta 40“, die durch ganz Argentinien und noch weiter geht und gehen unsere 543 km an. Die Strecke ist gut ausgebaut und man darf 110 km/h fahren, also fragen wir uns, warum unser Routenplaner von 7 Stunden Fahrzeit faselt….bis der Teer endet. Wir können es nicht glauben, aber wir fahren auf der wichtigsten „Hauptverkehrsstraße“ des Landes und es ist eine Schotterpiste….prima! Es ist ja nicht viel Verkehr, aber hin und wieder trifft man doch auf Gegenverkehr und da ist leider einer dabei, der nicht abbremst und volle Pulle an uns vorbeirauscht….ausweichen geht nicht und so kommt es wie es kommen muss, ein Stein trifft hart unsere Seite und wir haben eine fette Schramme ist der Tür (500 Dollar Selbstbeteiligung)….wir sind hoch erfreut. Die Strecke zieht sich, die Landschaft hält wenig Überraschungen bereit und so ist es nicht nur holprig, sondern auch langweilig. Nach fast 2 Stunden endet endlich die Piste und wir dürfen wieder auf Asphalt fahren. Natürlich später als gedacht, erreichen wir den Ort „Gobernador Gregores“ wo wir eine Tankstelle suchen und finden. Danach sucht Walter die Post….wegen Briefmarken. Nach ein paar Runden im Dorf und nachfragen werden wir fündig und ich gehen rein. Sehr interessanter Laden. Die Einrichtung dürfte 50 Jahre alt sein und der Schalterbeamte ist hoch motiviert. Es warten schon 4 Personen vor mir mit erstaunlich viel Unterlagen in der Hand und es wird gestempelt und ausgefüllt und was weiß ich alles. Ich gebe auf, denn bis ich da 3 Briefmarken bekomme ist Schalterschluß. Zeit für eine Mittagspause und wir suchen ein Lokal. Die nette Frau von der Tankstelle empfiehlt uns ein Hotel und dort wären wir die einzigen Gäste und es gibt mittags nur die Auswahl zwischen 2 Gerichten, das eine ist Salat und das andere verstehen wir nicht und englisch spricht niemand. Ich denke es müsste Hühnchen mit Püree gewesen sein, aber sicher bin ich mir auch nicht. Walter plädiert für weiter suchen und dann finden wir einen kleinen Laden an der Hauptstraße namens „Refugio“, der sieht o.k. aus und offen ist er auch, also gehen wir rein…der Wirt lehnt hinterm Tresen, ein Gast sitzt davor, die Köchin schaut uns an…es sind mehr Fliegen als Personen anwesend, die Fenster sind vergittert und die Aschenbecher voll….das Hotel wäre wahrscheinlich die richtige Wahl gewesen. Die Aufzählung der Gerichte ist ähnlich rätselhaft….außer Pizza….gut dann eine Pizza zu zweit, aber was für eine? Die Köchin geht in die Küche und holt aus der Tiefkühltruhe eine Pizza und zeigt sie uns und fragt dann, ob wir alles drauf haben wollen…also Tomate, Queso,…usw. ja, mit allem…sagen wir todesmutig. Die Pizza kommt mit allem und sieht interessant aus….schmeckt aber einigermaßen und nachdem wir nicht wissen, was wir heute abend bekommen, essen wir das Meiste auf. Danach geht Walter selbst zur Post. Ich gehe auch mit, denn ich muss mir dieses lebende Museum einfach nochmal ansehen. Wieder einige Leute drin und es wird auch Geld ausbezahlt und an der Wand hängen Musterformular für Telegramme…wusste ich gar nicht dass es das noch gibt…toll! Wir warten, denn heute ist ja Abenteuertag und dann sind wir dran und fragen nach „tre estampillos para europa“…das bläst der Beamte aber und sucht nach dem Tarif, geht in den Nebenraum und holt eine weitere Liste und sagt uns den Preis, aber Briefmarken gibt es erst morgen wieder (klar: Freitag!)…wenn wir wollen können wir bezahlen und er klebt morgen die Marken drauf. O.K. das geht auch und wir zahlen, er fragt, ob wir eine Quittung brauchen…Nein! Wir verlassen das Gebäude und dann fällt mir erst auf, dass wir gerade für 3 Briefmarken fast 10 Euro bezahlt haben…wenn diese Postkarten ankommen, fresse ich einen Besen. Unser Bargeld ist jetzt bis auf 40 Pesos (1 Euro) aufgebraucht, aber morgen reisen wir ohnehin wieder nach Chile. Wir machen uns vom Acker und fahren weitere 100 Kilometer in den nächsten Ort, der besteht aus 3 Wellblechhütten. Nochmal 60 Kilometer bis zur vermuteten Abzweigung zu unserer heutigen Unterkunft. Plötzlich wird die Landschaft bunt und hügelig, die Sonne scheint und wir machen ein paar Fotos. Hier gibt es auch berühmte Höhlen mit Felsenmalereien, aber wir scheuen die Schotterpiste. Die Einfahrt zu unserem Hotel verpassen wir beim ersten Mal, aber wir merken es schnell und drehen um. 4 Kilometer von der Hauptstraße entfernt finden wir dann unser „Hotel“ mitten im Niemandsland…! Wir werden freundlich empfangen: Strom gibt es vom Generator von 19.30 – 24.00 Uhr, Essen ab 20.00 Uhr…unser Zimmer ist mit Möbeln vom Sperrmüll ausgestattet und der Deckel von der Toilettenspülung fehlt…! Es ist zum Glück nur für eine Nacht und morgen geht es ja gleich weiter! Rotwein habe ich zur Not auch noch! Wir könnten uns auch die Höhlenmalereien ansehen, ist nicht weit weg….nur 22 km Staubstraße, dann parken, 3 km Fußweg, 100 Meter Abstieg in ein Flußtal, über eine Brücke, wieder rauf auf den Berg und dann ist da schon das Büro wo man den Eintritt zahlen kann….ja, kann man machen. Wir lesen etwas und um 20.30 Uhr gehen wir mal in den großen Gastraum. Es ist keiner da und so holen wir unser Spiel aus dem Auto und beginnen unser Unterhaltungsprogramm. Dann taucht der Wirt auf und wir bestellen die Getränke….es gibt nur Weißwein (warm) und Wasser….zum Essen: Suppe, Fleisch (welches?) mit Kartoffeln und Früchte….ich nehme Wein und Wasser, Walter holt seinen warmen Spezi aus dem Auto und dann entscheiden wir uns für einen Fastenabend, denn irgendwann hat der Spaß ein Loch und uns ist die Lust auf Essen vergangen. Außer uns sind noch 6 Spanier da. Um 22.30 Uhr gehen wir ins Bett, es ist ziemlich kalt geworden und man muss sich ordentlich zudecken, aber darauf achten nicht mit der Wolldecke in Berührung zu kommen…wie schon erwähnt…es ist zum Glück nur für eine Nacht. Walter hat noch ein paar Kekse im Auto gefunden und knabbert beim Lesen noch etwas. Um 23.15 Uhr gehen die Lichter aus – Strom weg…übrigens gibt es auch kein Internet…nur so zur Info warum der Bericht so spät kommt. Ach…und morgen um 08.00 Uhr gibt es Frühstück…da freuen wir uns schon drauf!
30.11.18
Mich hat nachts total gefroren und zum Glück hat mich Walter ein bisschen gewärmt und so haben wir doch noch ganz gut geschlafen. Ich schaue mir die Dusche an….der Duschvorhang ist mit einem verzinktem Wasserohr so wackelig befestigt, dass ich Angst habe ihn zu öffnen…die Dusche ist ähnlich toll und da ist ja noch das Bidet mit 3 Knöpfen und ich bin neugierig ob Wasser kommt und drehe an einem und dann spitzt mir der Wasserstrahl aber sowas von ins Gesicht, dass ich tropfnass bin….wir müssen sehr lachen, aber ich unternehme keine weiteren Versuche mehr und beschränke die Körperhygiene aus das Notwendigste. Das Frühstück wartet…es gibt Toast und Erdbeermarmelade, Tee und Kaffee (der Kaffee ist übrigens in Chile und Argentinien nicht wirklich ein Freude)…also Tee und dann zahlen wir und verabschieden uns, denn heute geht es ja zurück nach Chile. Es hat nur 7 Grad, kein Wunder, dass ich gefroren hat. Vorbei am Ort Perito Moreno – wieder eine Ansammlung von mehr oder weniger hübschen Häusern – zum tanken und dann nach Los Antiguos, der letzte Ort von der Grenze und bekannt für sein günstiges Mikroklima, das sowohl für den Obstanbau (z.B. Kirschen) und auch als Altersresidenz (deshalb „Los Antiguos“) bekannt ist. Wir sind schon einige Zeit am Lago Buenos Aires entlang gefahren, wieder einmal ein riesiger See mit toller Farbe, den sich Argentinien mit Chile teilt. Auf der chilenischen Seite heißt er dann Lago General Carrera. Die Grenze kommt ist Sicht und wir sind gespannt wie es läuft, denn im Hotel in El Chalten hat uns die Rezeptionistin darauf aufmerksam gemacht, dass die Grenzbeamten bei der Einreise vergessen haben und Ausweise zu stempeln und wir sind praktisch nicht eingereist. Da es unser erster Grenzübertritt war und uns der Mietwagen-Überbringer eingeschärft hat, dass wir unbedingt darauf achten müssen, dass die notariellen Beglaubigungen jeweils von beiden Ländern gestempelt werden, haben wir nur unsere Pässe übergeben ohne auf das Abstempeln zu achten. Zum Glück ist nicht viel los und wir stellen unser Auto ab und gehen mit unseren Unterlagen mal rein und kommen gleich dran. Alles gut, dann fängt der Beamte an die Einreisestempel für Argentinien zu suchen….natürlich ohne Erfolg. Jetzt wird es offensichtlich schwierig, denn er sagt wir sollen warten und berät sich mit einer Kollegin. Wir können der Diskussion nicht folgen, aber die Gesichter sind nicht fröhlich. Aber was sollen sie schon machen, wir haben die Stempeln für das Fahrzeug und die erforderlichen Pässe und so bekommen wir nach einer halben Stunde den Ausreisestempel und dürfen zum Zoll, dann wird das Gepäck oberflächlich durchsucht (kein Obst, kein Fleisch, keine Milchprodukte, keine Pflanzen….usw.) und wir dürfen Richtung Chile aufbrechen. Hier das gleiche Spiel, zwei verschiedene Einreisezettel ausfüllen, zur Passkontrolle, zum Zoll,,,,wir achten beide Male sehr genau auf die Stempel!!!!! Dann wird unser Auto durchsucht und in Chile muss man das ganze Gepäck durchleuchten lassen, also schleppen wir unsere Koffer und Taschen ins Gebäude, durchleuchten, dann wieder raus…ein Prozedur, aber Hauptsache es hat geklappt und wir sind jetzt offiziell aus Argentinien ausgereist und nach Chile eingereist….ich habe extra nochmal nachgesehen. Es ist mittlerweile Mittag und wir haben Hunger. Chile Chico ist der gleich nach der Grenze und wir suchen uns ein Wirtshaus…viel Auswahl gibt es nicht, aber ein Sandwich muss dann halt reichen. Die nächsten 124 km entlang des Lago General Carrera bis nach Puerto Guadal – unserem heutigen Ziel – sind Schotterpiste, aber landschaftlich ein Traum. Wie schon auf der argentinischen Seite meint man, dass man am Meer ist, so riesig ist die Wasserfläche. Die Straße führt teilweise direkt am Wasser entlang, bergauf und bergab…auf der einen Seite das tiefblaue Wasser, auf der anderen Seite die schneebedeckten Berge…ein Traum. Ein toller Ausblick nach dem anderen und wir sind schwer angetan. Kurz vor 17.00 Uhr erreichen wir die Terra Luna Lodge – unsere Unterkunft für die nächsten 3 Nächte. Wir haben einen Jacuzzi-Bungalow, der an den Hang gebaut ist, mit Terrasse und Blick auf den See und die Berge. Der Weg vom Parkplatz aus ist zwar ziemlich steil und unbefestigt….perfekt für schweres Gepäck, aber wir brauchen ja nur einmal rauf…! Es gibt auch ein Restaurant am See und da werden wir dann später hingehen. Walter testet den Jacuzzi mit Seeblick. Internet funktioniert nur im Restaurant und das nicht wirklich gut…habe ich schon getestet, also wird es wohl nur den Bericht geben und die Fotos müssen warten, aber ihr habt ja Phantasie und außerdem bekommt ihr heute zwei Reiseberichte zum Preis von einem, das ist doch auch mal was….