05.11.24
Der Wecker geht um 08.00 Uhr, aber mit 6 Stunden Zeitverschiebung ist es zu Hause ja erst 2.00 Uhr in der Nacht und so sind wir beim Frühstück noch etwas derangiert. Aber wir stärken uns für den ersten Tag in Hanoi. Erster Punkt wäre eigentlich das Ho Chi Minh Mausoleum – unsere Führerin spricht immer vom Mausileum, was uns noch besser gefällt. Es stehen aber viele Leute an und wir fahren gleich weiter zum Literatur-Tempel, der vor 1.000 Jahren erbaut wurde und eine Pagoden-Anlage und gleichzeitig die älteste Universität von Vietnam ist. Alles ist weitläufig und grün, die Pagoden mit den typischen roten Drachen-Dächern, innen reich verziert und mit vielen Opfergaben….man sieht nicht nur Früchte, sondern auch Kuchen, Dosenbier und Cola….die Götter haben anscheinend einen sehr weltlichen Geschmack. Im Anschluß besuchen wir eine Vietnamesin in ihrer Wohnung in der Altstadt. Sie spricht sehr gut deutsch, weil Sie früher auch in Deutschland gelebt und gearbeitet hat. In Hanio Friedrich-Ebert-Stiftung gearbeitet und so erfahren wir, dass wohnen in der Altstadt sehr teuer ist und die Wohnungen teilweise winzig, manche haben nicht mal Tageslicht. Wir bekommen Lotusblüten Tee – habe ich noch nie getrunken – und Früchte und Nüsse angeboten und unterhalten uns nett. Wir verabschieden uns und erfahren, dass wir jetzt zu einer Fußmassage eingeladen sind…ja dann! Es ist nicht nur eine Fußmassage, sondern wir werden praktisch von der Hüfte abwärts eine Stunde bearbeitet. In weiser Voraussicht habe ich schon mitgeteilt, dass mir eine mittlere Intensität reicht und wieder mal bin ich überrascht, wie diese kleine Personen zudrücken können. Wir liegen im gleichen Raum bei sanfter Musik auf einer schönen Liege, unsere Augen sind mit warmen Tüchern abgedeckt….wahrscheinlich zu besseren Entspannung…bei mir eher damit die Tränen aufgesaugt werden….manchmal finden die wirklich schmerzhafte Punkte, dass es schwer auszuhalten ist….ich glaube fest, daran, dass das gut für mich ist. Walter schläft ein. Nach einer Stunde und noch intensiven Handkantenschlägen auf Kopf und Schultern sind wir dann entlassen und es fühlt sich sehr gut an….wahrscheinlich auch, weil der Schmerz nachlässt. Jetzt versuchen wir es nochmal beim „Mausileum“ vom Onkel Ho und sehen dass die Schlange immer noch lang ist, aber unser kleiner vietnamesischer Feldwebel besteht quasi drauf, dass wir uns das anschauen….also dann anstellen. Wir müssen durch eine Sicherheitskontrolle, die Taschen werden durchleuchtet, aber sonst geht es eigentlich überraschend fix und nach 15 Minuten sind wir drin. Es ist ein großes Areal auf dem sich die ältestes Pagode von Hanoi auf dem 11. Jahrhundert…ein winziges Teil, aber recht nett. Wir umkreisen das Mausoleum und gehen dann zum Präsidentenpalast, wo Ho Chi Minh gearbeitet und gewohnt hat. Besichtigen seine 3 Oldtimer und im Anschluß noch seinen Altersitz, ein kleiner Holzbungalow mit Blick auf seinen See. Jetzt geht es zurück in die Altstadt, wo eine Eisenbahnstrecke direkt durch die Häuserreihen verlegt ist….sieht sehr lustig aus, weil praktisch alle Geschäfte und Restaurants direkt neben den Schienen sind…schade, dass gerade keine Eisenbahn kommt, das wäre sicher spektakulär….vielleicht haben wir ja morgen Glück. Unser nächster Programmpunkt hat glücklicherweise was mit Essen zu tun, denn langsam haben wir Hunger. Wir entdecken vietnamesisches Streetfood. An kleinen Garküchen mangelt es ja nicht und wir vertrauen uns unserer Führerin an und versuchen Gerichte, die wir uns sonst sicher nicht gekauft hätten: Erstmal gibt es frisch gedämpfte hauchdünne Reiscrepes gefüllt mit so einer Art Hackfleisch, bzw. mit frischen Eiern, getoppt mit Röstzwiebeln. Diese Rollen taucht man dann in eine Flüssigkeit die man sich selbst würzen kann mit Chilli, Knoblauch und Kräutern….mit Stäbchen ein Herausforderung, aber hier wir überall geschlürft und es stört niemand. Wir wandern weiter und werden zu einer „süßen“ Suppe überredet…wir einigen uns darauf, dass wir uns eine Portion teilen…sicherheitshalber…! Wir müssen uns entscheiden, ob wir Lotussamen, grüne oder schwarze Bohnen haben wollen…Lotus geht glauben wir und dann haben wir ein Halbliter-Bierglas in der Hand mit einer milchigen Flüssigkeit, Eiswürfel (aha!!!), Lotussamen, lila Gelwürfeln? und weißen Gummikugeln?….ja sehr interessant und zum Glück nur ein Glas. Wir wandern weiter… jetzt gibt es eine Suppe mit Gänsefleisch, viel Gemüsen, Glasnudeln und frischen Bambussprossen. Das schmeckt gut und wir teilen uns eine Schüssel, schon kommt eine weitere Schüssel mit einem Glasnudelsalat…auch recht gut, aber wir machen klar, dass jetzt nichts mehr reingeht. Wir sitzen auf winzigen Plastikstühlen und einem Tisch, der bei uns maximal im Kindergarten einsetzbar wäre, aber hier ist das halt so. Alle sind recht fröhlich und freuen sich, dass es uns schmeckt. Jetzt ist das Tagesprogramm vorbei und auch schon finster, so trennen wir uns von Frau Pho und gehen noch in der Altstadt spazieren, dann zum zentralen Hoan Kiem See mit malerischer roter Brücke und Tempel. Danach schlendern wir zurück ins Hotel. Es war ein interessanter Tag und morgen geht es weiter.